Folgende Aufgaben wurden hier bearbeitet:
1. Vorbemerkung
Bei der von Ihnen zu lösenden Aufgabe handelt es sich um ein Fallbeispiel, bezogen auf ein Unternehmen aus der Automobilzuliefererindustrie. Im Werk sind etwa 200 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen tätig (Lohnempfänger und Angestellte). Der Produktionsprozess ist durch eine starke Aufgabenspezialisierung mit kurzzyklischen Tätigkeiten gekennzeichnet, die nach einem kurzen Anlernprozess ausgeführt werden können. Der kompromisslose Ausleseprozess, dem die internationale Automobilindustrie nun schon seit Jahren ausgesetzt ist, hält unvermindert an. Da das Unternehmen auch weiterhin als leistungsstarker Partner der Automobilindustrie bestehen will, wird kontinuierlich über zukunftsweisende strategische Konzepte zur Stärkung der eigenen Wettbewerbsfähigkeit nachgedacht.
Bei einer Mitarbeiterbefragung, die das Werk zur Verbesserung seiner Wettbewerbschancen durchführte, traten insbesondere zwei Problembereiche deutlich zutage:
Die Führungskräfte wiesen ein eher auf Anweisung und Kontrolle ausgerichtetes Führungsverhalten auf, das heißt, das Verhalten der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen wurde in starkem Ausmaß über Anweisungen und Kontrollen – im Sinne einer Einwegkommunikation (top-down) – koordiniert. Im Vergleich zu einem mitarbeiterorientierten Führungsstil ist wenig Raum für die Klärung von Sachverhalten und Störungen innerhalb des Arbeitsprozesses im Dialog zwischen Führungskräften und Mitarbeitern gegeben. In den einzelnen Produktionsbereichen der Fertigung dominieren hierarchische Strukturen, so dass beispielsweise neben der Fertigungs- und der Schichtleitung teilweise oder stellvertretend auch Gruppenleiter Führungsaufgaben übernommen haben. Der überwiegende Anteil des Fertigungspersonals wird nach klassischen Akkordprinzipien beschäftigt und entlohnt, die Arbeitsabläufe in der Fertigung sind primär tayloristisch gestaltet in dem Sinne, dass durch Arbeitsteilung (individuelle Spezialisierung und damit auch Vereinfachung) und Kompetenzentwicklung (individuelles Wissen) ein möglichst produktiver Arbeitsablauf erzielt wird.
Sämtliche Abteilungen hatten, so ein weiteres grundsätzliches Ergebnis der Mitarbeiterbefragung, in der Regel einen geringen Austausch untereinander. Vor- und nachgelagerte Arbeitsschritte sind selten aufeinander abgestimmt. Insofern treten häufig Doppelarbeiten auf, ebenso wurde die Vielzahl der erforderlichen Nach- und Rückfragen bemängelt, die in der Regel mehrere Personen involvierten. Die stark hierarchisierte Struktur führte so unweigerlich zu einer Informationsdiffusion und beständigen Informationsverlusten.
2. Aufgabenstellungen
Entwickeln Sie bitte einige Alternativen zur Veränderung der Arbeitsorganisation im Fertigungsbereich des Unternehmens. Ein Schwerpunkt Ihrer Überlegungen sollte sich darauf beziehen, Vorschläge zu erarbeiten, wie die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der Fertigung innerhalb der vorgegebenen Rahmenbedingungen des Unternehmens von der Fremdsteuerung zur Selbststeuerung ihres Produktionsablaufs hin entwickelt werden können. Neben Maßnahmen im operativen und administrativen Bereich ist auch die Schaffung eines Klimas von Offenheit, Vertrauen, Flexibilität und unternehmerischer Risikobereitschaft im Unternehmen ein übergeordnetes Projektziel.
Die Zielstellungen Ihrer Ausführungen sollten die Fragen umfassen:
a) Wie kann es dem Unternehmen zukünftig gelingen bzw. was schlagen Sie als Maßnahmen zur Verbesserung der funktions- und hierarchieübergreifenden Zusammenarbeit im Fertigungsbereich vor, um z. B. Produktionsbereichs- und Abteilungsgrenzen durchlässiger zu gestalten und sämtliche Aktivitäten stärker auf den Fertigungsprozess auszurichten?
30 Pkt.
...
b) Wie lassen sich beispielsweise die produktiven Zeiten in der Fertigung weiter optimieren, um daraus ableiten zu können, welche Tätigkeiten sich zusammenlegen lassen, um die Prozessgeschwindigkeit im Produktionsbereich weiter zu erhöhen?
40 Pkt.
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c) Um auch im Verhältnis Führungskräfte und Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen flexibler und dynamischer zu werden, bittet Sie das Unternehmen, auch Vorschläge zur effektiveren Gestaltung der Zusammenarbeit zwischen Führungskräften und Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen zu erarbeiten. Eine wesentliche Zielvorgabe ist hierbei, dass die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen die sich permanent ändernden Prozesse und Aufgabenfelder eigenverantwortlich steuern sollten, um so auch eine breitere Basis für Innovationen zu schaffen, beispielsweise durch eine stärkere Übertragung von Verantwortung auf die Mitarbeiterebene. Ferner stehen die Ziele weitreichender Mitarbeiterqualifizierung, stärkere Kundenorientierung und höhere Flexibilität im Vordergrund.
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30 Pkt.
insges. 100 Pkt.
3. Schlussbemerkung
Das Unternehmen bittet Sie, Ihre Vorschläge bzw. Ihren Maßnahmenkatalog in Form eines Projektberichtes zu verfassen, welcher maximal 6–8 Seiten umfassen sollte. Unkonventionelle Lösungsvorschläge oder kreative Einfälle werden seitens der Unternehmensleitung positiv gewürdigt.